Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) by Perry Anne

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) by Perry Anne

Autor:Perry, Anne [Perry, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-12-09T23:00:00+00:00


KAPITEL 7

Um die Frühstückszeit ging es am siebten März im Haus in der Keppel Street so turbulent zu wie immer. Bevor sich Daniel und Jemima auf den Weg zur Schule machten, mussten sie noch etwas in ihre Schultasche packen, Schuhe, Mantel und Handschuhe anziehen. Ganz gleich, wie sorgfältig am Vorabend alles zurechtgelegt worden sein mochte, immer schien es etwas zu geben, was fehlte. Da es draußen bitterkalt war und ein eisiger Wind ging, wickelte Charlotte beiden einen Schal um den Hals. Dabei fiel ihr auf, dass ein Mantelknopf lose herabhing. Eilig nahm sie Nadel und Faden, Fingerhut und Schere zur Hand, um ihn wieder anzunähen, dann endlich konnte sie die Geschwister an der Haustür verabschieden. Immerhin hatten sie wieder eine Art Frieden miteinander geschlossen und gingen Seite an Seite über den Weg davon.

Pitt hatte überlegt, ob er Charlottes Meinung einholen sollte, bevor er den nächsten Schritt tat, den er im Hinblick auf den möglichen Anschlag auf Herzog Alois zu unternehmen gedachte, oder ob es besser war, sie nicht mit der Angelegenheit zu behelligen. Mit einer Fehleinschätzung würde er nicht nur seine Stellung gefährden, sondern auch ihrer aller Zukunft. Selbst Minnie Maude, die gerade das Frühstücksgeschirr abwusch, würde dann ihre Arbeit und damit das Dach über dem Kopf verlieren.

War es richtig, Charlotte zu fragen, oder schuf er sich damit lediglich eine Möglichkeit, einen Teil der Verantwortung von sich zu schieben, falls er die Situation falsch bewertete? Und würde er sie fragen, weil sie ihm tatsächlich eine Hilfe sein konnte, oder nur deshalb, weil er die Entscheidung nicht im Alleingang fällen wollte?

Charlotte holte ein kleines Stück Käse aus dem Schrank neben der Tür. »Haben wir davon in der Speisekammer noch mehr?«, fragte sie Minnie Maude.

Diese nahm ihre Hände aus dem Wasser und sagte rasch: »Ich geh mal nachseh’n, Ma’am.«

»Ist nicht nötig, ich kümmere mich selbst darum. Sie haben auch so genug zu tun«, sagte Charlotte und wollte sich auf den Weg machen.

»Es is’ besser, ich geh nachseh’n!« Minnie Maude zog die Hände so rasch wieder aus dem Wasser, um sie sich an der Schürze abzuwischen, dass Tropfen auf den Boden fielen. »Ich weiß nich’ genau, wo ich ’n hingetan hab.« Sie eilte fast im Laufschritt zur Speisekammer, wobei ihre Absätze laut auf dem Boden hallten. Archie und Angus, die beiden Kater, die es sich im geflochtenen Korb am Herd gemütlich gemacht hatten, öffneten die Augen und fauchten.

Kopfschüttelnd sah Charlotte Pitt an. »Ich weiß nicht, was das Mädchen hat«, sagte sie seufzend, lächelte aber dabei. »Man könnte glauben, sie hält in der Speisekammer einen Liebhaber versteckt.«

Verblüfft stellte er die leere Tasse auf den Tisch und sah sie beunruhigt an.

»Nimm das doch nicht ernst, Thomas!«, sagte sie lachend. »Natürlich ist da niemand! Ich denke, dass sie die als ihren eigenen Raum ansieht. Es kommt mir ganz so vor, als ginge sie manchmal dahin, um mit sich allein zu sein. Zu uns ins Haus zu kommen war für sie nun einmal eine große Veränderung. Ihr ist durchaus bewusst, wie schwierig es ist, Gracie in jeder Hinsicht angemessen ersetzen zu wollen.



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